Gastkommentare sind Beiträge, die nicht aus der Redaktion von Zukunft Neu Denken entspringen.
Klimawandel, Pandemien, Kriege, Versorgungsengpässe, weltweiter Transportwahnsinn, explodierende Armut, neue Arten von Fanatismus, Krisen und Katastrophen belasten zunehmend unser aller Leben. Weltweit fällt es den Menschen immer schwerer, Entwicklungen einzuschätzen und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Was ist denn überhaupt richtig, was ist falsch und wer trägt heute überhaupt noch eine Verantwortung oder wird zu dieser gezogen?
Die Verantwortung für die richtigen Entscheidungen hat grundsätzlich jeder selbst zu tragen. Aber zur Verantwortung gezogen wird heute kaum mehr jemand (Ausnahme: Straftaten). Stattdessen ist es Standard geworden, dass wir die Belastungen der ausgelösten Schäden einfach auf alle – ausgenommen die „Oberen Alle“ – aufteilen und in Unwohl verweilen.
Denken wir zum Beispiel an das Thema Konsum. Jeder Erwerb eines Lebensmittels oder eines Gebrauchsgutes ist ein Produktionsauftrag. Mit unserer individuellen Produktentscheidung tragen wir Verantwortung für die dahinterliegenden Prozesse und deren Folgen für die Gesellschaft, für die Fauna und die Flora. Heutzutage weiß ein Großteil der Menschen, dass unser Konsumverhalten die Gesellschaften und den Planeten massiv demoliert. Trotzdem mäandern wir Humanoiden wie Lemminge durch übervolle Supermärkte und erteilen folgenschwere Produktionsaufträge in alle Welt. Ich denke, dass wir mit unserem Wirtschaftssystem so nicht weiterkommen. Damit komme ich zur Verantwortung der Politiker. Da gibt es allerdings auch kein Entkommen, denn: Politik sind ja wieder wir alle. Das schmerzt und deshalb blenden wir das lieber aus und maulen naiv nach oben.
Es ist höchste Zeit…
Es ist höchste Zeit für mutige Aus-Brüche aus den alten Schienen von Wirtschaft und Politik.
Es ist höchste Zeit, weltweit ein echtes ökosoziales Wirtschaftssystem anzustreben.
Es ist höchste Zeit die Menschlichkeit in den Mittelpunkt zu stellen, anstatt immer nur davon zu reden, dass der Mensch im Mittelpunkt stehe. Von was denn eigentlich? Etwa im Mittelpunkt der globalen Ausbeutung?
Es ist höchste Zeit für uns alle, selbst mehr Eigenverantwortung zu übernehmen, anstatt nur über die Politiker (und andere vermeintlich Verantwortliche) zu schimpfen, denn, wie bereits erwähnt, kommen wir aus dieser Nummer nicht raus. Keiner von uns.
Es ist höchste Zeit für uns alle, die eigene Leistungsbereitschaft zu erhöhen, statt diese frustriert zurückzufahren und selbstgerecht einem dumpfen Anspruchsdenken zu huldigen. Die dümmsten Aussagen sind der unreflektierte Ruf: „Das steht mir zu.“ Oder das vertrottelte: „Geiz ist geil“.
Es ist höchste Zeit für uns alle, nicht mehr eine umfassende Versorgung mit Jobs, Nahrungsmitteln, Benzin, Sozialbetreuung und Medizin durch den Staat einzufordern, und gleichzeitig hemmungslos unser Sozialsystem mittels Scheinkrankenstände und Kuren-Tourismus – um nur zwei Beispiele zu nennen – zu plündern.
Es ist höchste Zeit, dass Politik und Wirtschaft eine gesellschaftstaugliche soziale Balance forcieren. Sie müssen dem Auseinanderdriften von wenigen Reichen und immer mehr Armen mutig entgegentreten, denn sonst sind mittelfristig blutige Auseinandersetzungen unausweichlich von Gelbwesten über Radikalisierungen aller Art bis zu Kriminalität.
Wagen wir es, Verantwortung zu übernehmen
Es ist höchste Zeit, dass wir wieder an das berühmte „halbvolle Glas“ denken und dementsprechend handeln. Damit das möglich wird, müssen wir unser Denken schützen und die Flut an Bad News und Fake News dorthin umleiten, wohin sie gehört: in den medialen Müllhaufen. Zudem gilt es, in eine bessere Bildung auszubrechen und Wissen zu vermitteln, anstatt nur Informationen zu streuen.
Es ist höchste Zeit, langfristiger nachzudenken, weil es nicht ausreicht, in den vorhandenen Gleisen neu aufzubrechen. Wir müssen gemeinsam und so richtig ausbrechen. Deshalb müssen die Politiker mit ihrem desaströsen und kurzsichtigen „Von Wahl zu Wahl“-Denken aufhören.
Im Gegenzug sollten die Wähler ihre Stimme jenen Politikern geben, die mittel- sowie langfristig denken und auch so handeln. Wiederum liegt die Verantwortung auf beiden Seiten.
Es ist höchste Zeit, im Interesse der Jugend an eine gute Zukunft zu glauben und daran zu arbeiten. Das bedeutet, Ausbrüche aus alten politischen Mechanismen und Wirtschaftsdogmen zu wagen.
Der geldgetriebene Zentralismus der globalen Konzerne ist final betrachtet in keiner Weise humaner als der politische Zentralismus sozialistischer Systeme. Globalisierung gefährdet Regionen. Wirtschaftskolonialismus vernichtet Völker – und das im Jahre 2022!
Es ist höchste Zeit für einen Ausbruch zu mehr Gerechtigkeit, für Subsidiarität und Föderalismus. Und es ist höchste Zeit, ein Wagnis einzugehen und Verantwortung zu übernehmen!
Über den Autor…
Dr. Matthias Ammann ist Unternehmensberater mit Fokus auf Verbandsmanagement und zeichnet im Rahmen von temporären Managementfunktionen bei mehreren Verbänden verantwortlich, (etwa im Bereich Holzbau). Das Hauptanliegen des begeisterten Netzwerkers ist eine robuste Regionalität – nicht zuletzt aus diesem Grund bemüht er sich unter anderem auch zusammen mit Gastronomen und Landwirten um eine verbesserte Kooperation im Hinblick auf lokale Nahrungsmittel.